Alles über digitale Produkte: So gelingt die erfolgreiche Entwicklung
Die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Mittelstandes steht aktuell auf dem Prüfstand: Neue digitale Technologien entstehen wie am Fließband und stellen die hiesigen Unternehmen vor eine große Aufgabe. Innovative digitale Antworten in Form von Produkten und Services müssen her, um wettbewerbsfähig zu bleiben und sich neuen Kundenbedürfnissen anzupassen. Doch wie kann man diesem hohen Innovationsdruck gut begegnen und schnell erfolgreiche digitale Produkte entwickeln?
Zu erlernen, wie man marktfähige Produkte als Antwort auf neue digitale Technologien kreiert, ist eine wahre Kunst. Es erfordert ein ausgeprägtes digitales Verständnis des eigenen Marktes, die richtigen Spezialisten und eine ausgeklügelte Vorgehensweise. Wir erklären, was digitale Produkte sind und wie ihre Entwicklung gelingen kann.
Digitale Produkte - welche Arten gibt es?
Bevor Sie ein digitales Produkt entwickeln, sollten Sie strategisch überlegen, welche Art von digitalem Gut Sie anbieten möchten. Digitale Produkte und Dienstleistungen sind Güter, die digital dargestellt, abgelegt, übertragen und verarbeitet werden können und physisch nicht greifbar sind. Sie können also ganz unterschiedliche Ausprägungen haben. Die folgende Tabelle geht auf die wichtigsten Arten ein und nennt einige Beispiele:
Digitales Gut | Beispiele |
Dienstleistungen von Marktplätzen | Amazon, ebay, Youtube, Linkedin oder die Preisvergleichsplattform XOM Metals des Stahlkonzerns Klöckner, das als das Amazon des Stahlhandels gilt |
Informationsdienstleistungen | Online-Zeitungen/Informationsportale, Statistiken, Wertpapierkurse |
Medienprodukte | Bücher, Musik, Texte, Video, Fotos etc. |
Software | insbesondere Anwendersoftware für Endkunden aber auch für die Industrie, wie zum Beispiel spezielle Apps für Datenbrillen, die dem Kundenservice die Fehleranalyse vor Ort erleichtern |
Kommunikationsdienste | Cloud-Anbieter wie Dropbox, Amazon oder Google Cloud |
Warum digitale Produkte?
Unabhängig davon, für welche Art eines digitalen Produktes Sie sich entscheiden: Machen Sie sich bewusst, dass Sie damit den Unternehmenskern nachhaltig weiterentwickeln und den Weg für neue Geschäftsfelder ebnen. Digitale Produkte sind zwar mit den Kernkompetenzen des Geschäftes verbunden, setzen diese allerdings in einen völlig neuen Kontext. Sie sind alles, aber nicht die digitale Kopie eines analogen Produkten. Ein paar Beispiele:
- Das Stahlunternehmen Klöckner handelt originär mit Stahl. Mit der Schaffung eines digitalen Marktplatz, der als Preisvergleichsplattform den Handel mit ihrem Kernprodukt ermöglicht, entstand ein neues digitales Geschäftsfeld.
- Ähnlich ging das Unternehmen Siemens vor. Hier wurde das Kerngeschäft Strom mit einem neuen digitalen Service erweitert, der nun hilft, intelligenter und adaptiver auf Veränderungen im Stromnetz zu reagieren.
- HeidelbergerDruck bietet neben seinem Kerngeschäft Druckmaschinen zusätzliche digitale Services in Form eines monatlichen Abos an, mit dessen Hilfe die Kunden die High-Tech-Maschinen deutlich effizienter betreiben können.
- Es können aber auch komplett neue Produkte geschaffen werden, wie es bei der Kreierung von neuen virtuellen Vermarktungsplattformen als Weiterentwicklung von analogen Messen derzeit geschieht. Der Kern der Messe, also Neuigkeiten an bestehende Kunden und Neukunden zu kommunizieren und persönliche Begegnungen zu schaffen, wird hier als digitale Kontaktplattform gedacht, deren Inhalte von jedem Ort und zu jeder Zeit digital konsumierbar sind.
Was sind die Vorteile digitaler Produkte?
Digitale Produkte haben gegenüber analogen Gütern enorme Vorteile: Sie hegen ein enormes Kostenpotential und sind in wenigen Wochen marktreif. Was heißt das konkret?
Zwar fallen für digitale Produkte am Anfang der Kreation auch hohe Entwicklungskosten für ihre Programmierung an, danach folgen jedoch fast unendliche Skaleneffekte. Denn ob Sie ein E-Book oder 50 Millionen E-Books produzieren ist fast dasselbe - ob Sie ein Auto produzieren oder 50 Millionen hingegen nicht.
Digitale Produkte bergen zudem enorme Kostenvorteile, weil sie immer wieder schnell auch nach dem Verkauf verbessert werden können. Das ist vor allem auch dann ein großer Vorteil, wenn Hardware mit digitalen Produkten oder Services kombiniert wird. Zum Beispiel lässt sich der Thermomix dank einer App hinsichtlich seiner Rezepte ständig weiterentwickeln bzw. upgraden, obwohl er längst ausgeliefert wurde. Auch der Tesla wendet dieses Prinzip an und bekommt ständig neue Software eingespielt. So wird er im Zeitverlauf immer besser und besser.
Digitale Produkte sind im Vergleich zu analogen Gütern zudem deutlich schneller auf den Markt zu bringen, wenn man die Grundsätze der agilen Entwicklung beherrscht und den Prototypen immer wieder am Kunden erprobt beziehungsweise diesen aktiv einbindet. Im Idealfall entwickelt man dabei immer nur einen kleinen Teil des digitalen Produkts, testet diesen, entwickelt dann auf der Basis neuer Erkenntnisse und Signale den nächsten Teil, testet auch diesen und dann immer so weiter.
Da digitale Produkte nicht physisch existieren, gibt es für sie zudem keine Lieferbeschränkungen.
Welche drei Fehler sollte man bei der Entwicklung digitaler Produkte vermeiden?
Selbst wenn feststeht, welche Art digitales Produkt Sie entwickeln wollen und Ihre Idee sauber ausgearbeitet ist, können Ihnen auf dem Weg der Umsetzung noch einige Stolpersteine begegnen. Versuchen Sie die folgenden häufigsten Fehler bei der Entwicklung digitaler Produkte zu vermeiden:
- Nicht auf Spezialisten setzen: In den meisten Fällen fehlen das Wissen und die Erfahrung, digitale Produkte und Services von Anfang bis Ende zu entwickeln. Es mangelt insbesondere an ausgebildeten Spezialisten, also Produktmanagern, Designern und Entwicklern im Unternehmen, sprich an einem Expertenteam. Es ist deshalb immer ratsam, Know-how für die Entwicklung digitaler Produkte im eigenen Unternehmen aufzubauen. Insbesondere wenn man langfristig plant, nach und nach alle Produkte auch in Software zu transferieren. Für kurzfristige Projekte empfehlen sich externe Spezialisten-Teams, mit und von denen man dann im Verlauf lernt, wie die Entwicklung von digitalen Produktenrichtig bis zur Marktreife funktioniert.
- Digitale Vertriebsregeln nicht beachten: Häufig wird die Vermarktung der Produkte zu analog gedacht. Digitaler Vertrieb unterliegt teilweise anderen Gesetzen und Mechaniken, die zwingend berücksichtigt werden sollten. Hier finden Sie weiterführende Tipps, damit Sie nicht in die typischen Denkfallen tappen.
- Dem Bauchgefühl vertrauen: Digitale Produkte werden oft an den Kundenbedürfnissen vorbei entwickelt, weil man auf eine Idee setzt, die auf einem Bauchgefühl basiert, ohne zwischendurch den praktischen Nutzen des neuen Produktes oder Services am Zielpublikum abzutesten. Am Ende scheitern diese dann an der Realität des Marktes. Die Lösung: agiles Projektmanagement und Testen nach Plan. Jan Pelser, Head of Digital Solutions bei Convidera, erklärt das so: "Manche Themen und Fragestellungen sind so komplex, dass man sich die Antwort darauf nicht ausdenken kann. Deshalb muss man das Ganze in Teilstücke zerlegen und nach geordnetem Plan experimentieren“.
Fazit
Die digitale Entwicklung von Produkten ist auf keine Branche oder Zielgruppe beschränkt und bietet unendliche Möglichkeiten, immer wieder neue Antworten auf noch nicht befriedigte Kundenbedürfnisse zu formulieren. Gerade Mittelständler besitzen durch ihr jahrzehntelanges angeeignetes Spezialwissen in ihren Branchen die besten Voraussetzungen, hier Lösungen zu kreieren, die ihren Kunden einen neuen, innovativen Mehrwert bieten. So können Sie sich auch in einem Wettbewerbsfeld gut behaupten, dass nach ständig neuen digitalen Produkten verlangt.